Gemeinsam mit der Universität Innsbruck haben wir eine umfassende Studie zum Thema „Wandertourismus“ durchgeführt. Dabei wurden nicht nur 25 Experten interviewt, sondern auch über 800 Personen während ihrer Wanderungen hinsichtlich ihres Verhaltens am Berg beobachtet und befragt. Anbei seien die Endergebnisse als auch Handlungsableitungen präsentiert.

Wandern ist in!

Wandern boomt, das zeigt unsere Studie. Die Motive fürs Wandern sind keineswegs kurzfristig, sondern sind bei den Wanderern stark „implementiert“. Erfahrungswissen, jahrelange Begeisterung für die Berge und das Kennenlernen dieser zeigen uns, das mit dem Wandern auch zukünftig stark zu rechnen sein wird.

Wanderer sind sehr unterschiedlich!

Wie auch die untersuchten Tiroler Regionen, so sind auch die Wanderer speziell und unterschiedlich. Die Segmentierungsanalysen der Studie zeigen durchaus homogene Gruppen von Wanderern auf. Der Natur- und Ruhesuchende ist da genauso vertreten wie der Familienwanderer.

Wanderer könnten mehr ausgeben!

Die Wanderer in unserer Studie haben ein gutes Einkommen, aber lassen verhältnismäßig wenig Geld in der Destination. „Angebote zum Geldausgeben“ gibt es genug – sind es die Falschen? Oder ist der Sommergast sparsamer? Anreize zu schaffen um mehr Ausgaben in der Destination zu halten wird zukünftig wichtig werden.

Wanderer brauchen einfachste Informationen (Besucherlenkung)

Ein Grundniveau an Information ist notwendig um den Wanderer zufriedenzustellen. Diese Information sollte lokal, aktuell und wissenswert sein und alles rund ums Wandern, die Tourenplanung, andere Outdooraktivitäten, etc. bieten.

Die Natur ist der Kernnutzen

Die Landschaft und die natürliche Umgebung sollten beim Wandern im Vordergrund stehen. Auf diesen einmaligen Wert müssten die touristischen Angebote aufbauen, und zwar gezielt, aussagekräftig und mit Bezug zur Customer Journey des Wanderers.

Ergebnisse Wanderstudie 2019

Für die Tourismuswirtschaft lassen sich somit eine Reihe von Empfehlungen ableiten, die genereller Natur sind: 

1. Marketingherausforderungen: Fun & Education müssen gleichzeitig vermittelt werden

Wie gelingt der Spagat zwischen touristischer Fun-Industrie und Education. Wandern erfordert eine grundsätzliche Bildung- bzw. Informationslage, die so vermittelt werden muss, dass sie spannend und aufregend ist. Das Ziel muss es sein, die Wanderer vor und während ihrer Wanderung über Risiken, Optionen und Anforderungen der jeweiligen Wanderangebote nachhaltig zu informieren.

2. Gezielte Angebotsentwicklung für die unterschiedlichsten Segmente in den Regionen

Die verschiedenen Wandertypen in einer Region zu kennen und zu verstehen ist die eine Seite, nachhaltig, aber gezielte Angebote zu entwickeln die andere. Marktsegmentierungen beim alpinen Wandern bieten die Chance für spezifische Regionen die geeigneten potenziellen Wandergäste anzusprechen. Hier sind natürlich die Familien und Einzelreisenden zu unterscheiden, aber auch bspw. innerhalb einer Familie die Vielzahl von Bedürfnissen (von der Suche nach Erholung bis zur Suche nach Herausforderungen und sozialem Miteinander).

3. Entlang der Wanderer-Customer Journey Anreize zum moderaten Konsum setzen

Die Customer Journey des Wanderers bietet noch viele ideale Möglichkeiten den Konsum anzuheben, über Verleihshops bis hin zu den kleinen innovativen hoch spezialisierten Shoppingangeboten in der Region, wo es das gibt, was es nur HIER geben sollte/muss (bspw. Storytelling am Berg).

4. Besucherlenkung und Beschilderung optimieren

Die verschiedenen Wandersegmente, die unterschiedlichen Nationalitäten und keine gemeinsame Sprache stellen höchste Anforderungen an die Besucherlenkung und vor allem an die Beschilderung. Digitalisierung, internationale Standards- und multisensorische Zeichenentwicklung werden im Mittelpunkt der Besucherlenkung der Zukunft stehen.

5. Naturschutz und Education: aktuelle Nachhaltigkeitstrends nutzen und aktives Naturerlebnis mit aktivem Naturschutz kombinieren

Naturorientierung ist In. Diesen Trend, dem insbesondere jüngere Gäste folgen kann man nutzen, um Wissensvermittlung neu zu gestalten. Die Inhalte zu Themen wie Naturschutz und Naturerlebnis sind vorhanden- die Art (Mittel, Touchpoints, etc.) der Wissensvermittlung muss neu überdacht werden.

6. Infopoints auf Hütten, um gesammelt Informationen weiterzugeben

Die Hütte/Alm als Informationshotspot. Heutzutage ist vieles digital – und das Smartphone dient als dynamische Informationsquelle. Dennoch sind die Bedingungen am Berg höchst volatil und daher kann persönliche und lokale Information auf einer Hütte nicht ersetzt werden. Die Einrichtung dynamischer Infopoints auf zentralen Hütten könnte angedacht werden, um alle Wandersegmente besser und vor allem mit aktuellster Information zu versorgen.

 Handlungsempfehlungen

  • Besucherlenkung kann optimiert werden.
  • Wanderer können unterschiedlich sein und Segmente erfordern jeweils einen spezifische Marketing-Mix.
  • Infopoints auf dem Berg bzw. in den Hütten wären nützlich.
  • Education und Naturschutz bieten Chancen und stellen die Natur in den Fokus.
  • Die Verbesserung der Customer Journey des Wanderns kann Anreize zum Konsum schaffen.

Warum wandert man?

Motive & Cluster

Wer und wie wandert?

Ergebnisse Wanderstudie 2019

Studie „Wandertourismus in Tirol“

Projektinfos